Boutique eröffnen - so startest du erfolgreich
Um in der Modeindustrie fuß zu fassen, sollten einige Dinge beachtet werden. In diesem Artikel findest du die wichtigsten Antworten dazu.
Stoffe, Schnitte, Farben und Formen. Die Welt der Modebranche ist faszinierend und scheint ständig zu wachsen. Aus diesem Grund ist es nicht überraschend, dass immer mehr Modegeschäfte öffnen. Um den Traum der Selbstständigkeit in die Realität umzusetzen und in der Modeindustrie Fuß zu fassen, sollten einige Dinge beachtet werden. In diesem Artikel findest du die wichtigsten Tipps und antworten auf diverse Fragen, um eine Boutique erfolgreich eröffnen zu können.
Formale und persönliche Voraussetzungen
Grundsätzlich gibt es keine großartigen Hürden, wenn eine Boutique eröffnet werden soll. Erst recht keine persönlichen Voraussetzungen. Natürlich ist es dann nicht so einfach, eine Boutique zu eröffnen. Es erfordert wie bei jeder Gründung viel Planung und betriebswirtschaftliches Denken. Zusätzlich kann die Affinität für die Mode, Stoffe und ein guter Umgang mit Menschen nur von Vorteil sein. Auch das Design der Boutique ist sehr wichtig, zum Beispiel die Schaufenstergestaltung.
Falls es an kaufmännischem und fachlichem Wissen fehlt, können spezielle Seminare und Fortbildungen für diese Branche besucht werden. Am ehesten lernt man aber etwas, wenn man für eine gewisse Zeit in einem Modegeschäft arbeitet und dort praktische Erfahrungen macht. Generell kann Erfahrung im Einzelhandel nicht schaden, denn so lernt man mit den Menschen umzugehen, erlebt den Arbeitsalltag in einer Boutique und kann somit wichtiges Know-how von Gründern erfahren. Auch der Umgang mit einem POS Kassensystem ist für Unternehmer sinnvoll.
Das Geheimnis zu einer erfolgreichen Boutique liegt aber oftmals in der Nischenwahl und der fachlichen Beratung der Kunden. Wenn sich deine Boutique vor allem auf elegante Abendmode spezialisiert hat und zufriedene Kunden vom Sortiment und der Beratung schwärmen, kann einem nichts Besseres passieren.
Businessplan und Marktanalyse
Jede Gründung ist mit viel Planung und bürokratischem Aufwand verbunden. Und da sich selbstständig zu machen immer aus einer Idee entspringt, sollte diese dann im ersten Schritt ausgearbeitet werden. Diese Ausarbeitung nennt sich Konzept. In diesem Fall ist es noch nicht von Bedeutung, ob dies schriftlich festgehalten wurde. Erst in der nächsten Etappe ist das Festhalten der Idee wichtig. Denn es folgt der sogenannte Businessplan. Um den Eintritt in den Markt zu erleichtern, sollte eine Analyse durchgeführt werden. Diese Schritte sind während der Gründungsphase essenziell und dienen als Fundament für dein Business.
Konzept
Das Konzept steht immer vor dem Businessplan. In diesem Teil ist es egal, ob die Idee schriftlich festgehalten wird oder noch nicht. Es ist wichtig, dass sich der Gründer vor der nächsten Handlung bereits intensiv mit der Idee auseinandergesetzt hat. Der Einzelhandel bietet viele Teilbranchen. Dazu gehören die Lebensmittel, Technik, Pflege und auch die Mode.
Wenn man die Eröffnung eines Ladens plant, hat man sich bereits für die Mode entschieden. Nun folgt aber noch die Spezifizierung. Was soll verkauft werden? Welche Produkte biete ich an? Wo möchte ich verkaufen? Gibt es irgendwelche Besonderheiten? Möchte ich die Kleidung auch mithilfe eines Online-Shops verkaufen? Diese Fragen sollte der Gründer bereits im Voraus für sich selbst beantworten können. Dann wiederum gibt es äußerst detaillierte Fragen wie die nach dem Versand und den damit verbundenen Kosten, die im Businessplan genauer ausgearbeitet werden. Erst wenn all diese Fragen beantwortet wurden, kann das Konzept schriftlich in einem Businessplan festgehalten werden.
Businessplan
Der Businessplan ist das wichtigste Instrument, wenn man ein eigenes Geschäft eröffnen möchte. So ist es auch bei einer Boutique. Der Businessplan dient dem Unternehmer als eine Art Orientierung. Alle wichtigen Informationen sind darin enthalten, so kann der Überblick und der Fokus kaum verloren gehen. Zusätzlich dient ein Businessplan als Absicherung für einen Kapitalgeber. Nur so kann ein potenzieller Investor eine Entscheidung treffen, ob in das Geschäftsmodell investiert werden soll oder nicht. Daher spielt auch das Kapitel "Finanzen" mit all den Kosten für die eigene Boutique eine wichtige Rolle.
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Die Geschäftsidee: Im ersten Kapital wird die Idee der Boutique erläutert. Hier kann speziell auch noch einmal auf die Vision und die Mission eingegangen werden. Was macht dein Bekleidungsgeschäft anders, wie hebt es sich von der Konkurrenz ab.
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Angebote und Zielgruppe: In dem Businessplan werden selbstverständlich auch die Produkte, die verkauft werden, thematisiert. Werden nur Kleidungsstücke oder auch Accessoires verkauft. Um die Produktpalette auch zu spezifizieren, sollte man sich auch mit der Zielgruppe und den potenziellen Kunden auseinandersetzen. Das funktioniert mithilfe einer Zielgruppenanalyse. Was eine solche Zielgruppenanalyse für deinen Laden bringt und warum du es machen solltest, findest du in dem nächsten Kapitel.
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Strategie und Organisation: Um die Ziele zu erreichen, sollte auch eine Strategie festgelegt werden. Die Strategie gibt die Leitlinien an, die dazu führen, die Ziele schlussendlich zu erreichen. Mit der richtigen Strategie und der Organisation wird der Weg zu einer erfolgreichen Boutique geebnet.
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Das Gründerteam: In diesem Kapitel des Businessplans wird der oder die Gründerin vorgestellt. Wenn es mehrere Gründer sind, dann werden alle in diesem Kapitel vorgestellt. Meist handelt es sich aber bei Boutiquen um einzelne Gründer. Alle Kompetenzen und Erfahrungen werden hier gelistet. Falls man also bereits im Einzelhandel gearbeitet hat, sollte man diese Information hier teilen. Somit können sich Dritte einen Eindruck von den Personen hinter der Idee machen und abwägen, ob sie diese mit finanziellen Mitteln unterstützen wollen.
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Die richtige Rechtsform: Die richtige Rechtsform zu wählen ist ein grundlegender Schritt für die weitere Existenzgründung. Für eine Boutique gibt es insgesamt vier Rechtsformen, die sich anbieten: Eine GmbH, UG, GbR oder ein Einzelunternehmen. Es gibt keine richtige oder falsche Rechtsform, aber eine geeignete Rechtsform kann steuerliche Vorteile mit sich bringen und sollte daher bewusst gewählt werden.
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Finanzen: Der Finanzplan ist das wichtigste Kapitel eines Businessplans. Es ist wichtig darin alle bereits angefallenen und zukünftig noch anfallenden Kosten aufzulisten. Falls Eigenkapital besteht, sollte deklariert werden, wie viel und ob noch Kapital benötigt wird. Wenn man eine Fremdfinanzierung in Betracht zieht, ist das Kapitel "Finanzen" umso wichtiger. Investoren und Kapitalgesellschaften machen sich ein Bild und erörtern die Höhe des geforderten Kapitals.
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Die Marktanalyse: Ein weiterer Teil eines kompletten Businessplans ist eine Marktanalyse. Während einer Marktanalyse kann das eigene Business mit diversen Methoden und Techniken in den Markt eingeordnet werden. Die bekannteste Analyse Methode ist die Stärken-Schwächen-Analyse (kurz SWOT-Analyse). Daraus resultieren eventuelle Schwachstellen, an denen gearbeitet werden kann und muss. Damit kann die Positionierung im Wettbewerb verbessert werden.
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Das Marketing: Um auf die Boutique aufmerksam zu machen, sollten Gründer auch Maßnahmen im Bereich des Marketing in Betracht ziehen. Das Marketing ist sehr vielfältig und auch für kleinere Geschäft kann es großes bewirken.
Beispielsweise kann eine Modeboutique des Öfteren kleine Events halten. Diese Events werden mit Flyern, Poster oder ähnlicher Werbung rund um den Standort der Boutique herum verteilt. So werden mögliche Kunden darauf aufmerksam. Viele Gründer von einem Modegeschäft entscheiden sich oftmals auch konkrete Veranstaltungen für Frauen, die bereits seit Langem zu den Stammkunden gehören, zu organisieren. So entstehen Empfehlungen. Mund-zu-Mund Propaganda ist noch heute die beste Strategie für ein erfolgreiches Marketing.
Natürlich ist eine Boutique zu eröffnen bereits mit einigen Kosten verbunden. Deswegen möchte man bei den Marketingmaßnahmen sparen. Viele bedenken nicht, dass bereits vieles getan werden kann, ohne überhaupt einen Euro zu investieren. Das Erstellen von Accounts auf den sozialen Netzwerken ist kostenlos, kann aber bereits einen großen Unterschied für die eigene Boutique machen. -
Executive Summary: Das letzte Kapitel eines Businessplans soll die komplette Geschäftsidee mit allen wichtigen Details erneut kurt und knapp zusammenfassen. Ein gelungenes Executive Summary ermöglicht es Dritten bereits einen umfassenden Einblick in die Materie zu erlangen, ohne den gesamten Businessplan zu lesen und nach den wichtigen Details zu suchen.
Marktanalyse
Eine Marktanalyse dient dazu, das eigene Unternehmen mit dem zugehörigen Wettbewerb in Kontext zu stellen. Die häufigste Methode einer Marktanalyse ist die sogenannte SWOT-Analyse oder auch Stärken-Schwächen-Analyse genannt.
Bei der SWOT-Analyse werden die Stärken und Schwächen des Geschäfts, in diesem Fall also die der Boutique, mit den Chancen und Risiken des Marktes (Einzelhandel) in Verbindung gesetzt. Die Ergebnisse, die aus einer solchen Analyse resultieren, können genutzt werden. So können Schwächen der Boutique verbessert werden und auf die Chancen des Marktes abgeglichen werden. Außerdem wird dadurch der Markteintritt in den Modemarkt erleichtert und man kann sich mit den Wettbewerbern in der näheren Umgebung auseinandersetzen.
Die richtige Zielgruppe finden und langfristig halten
Der Einzelhandel und daher auch ein Modegeschäft sind von ihren Besuchern beziehungsweise Kunden abhängig. Die Zielgruppe dient auch als Orientierung für weitere Maßnahmen während der Gründung. Daran kann sowohl das Sortiment als auch der Standort angepasst werden. Welche Zielgruppe man nun also ansprechen möchte, findet man am besten mit einer Zielgruppenanalyse heraus. Bei einer Zielgruppenanalyse werden Daten zu den potenziellen Kunden und deren Kaufverhalten analysiert und anschließend auch gespeichert. Je genauer diese Ergebnisse ausgearbeitet werden, desto genauer kann die Strategie und Organisation des Ladens daran angepasst werden. Nebst der internen Organisation spielen dabei selbstverständlich auch die Kundenbedürfnisse eine wichtige Rolle. Sie sollen sich in der Modeboutique wohlfühlen und zum Einkaufen angeregt werden.
Wenn man eine neue Boutique eröffnen möchte, dann sollte zuerst darauf geachtet werden, dass generell neue Kunden akquiriert werden. Grundsätzlich wird am Anfang die Zielgruppe nur grob definiert. Beispielsweise kann ein Modegeschäft die Zielgruppe anfangs folgendermaßen definieren: "Frauen ab 30". Somit ist die Bandbreite ziemlich groß. Das Sortiment kann daran angepasst werden und die Standortwahl fällt beispielsweise auf eine bekannte Straße in der Innenstadt oder in einem Wohngebiet mit Familien. Auch wenn die Zielgruppe anfangs sehr grob definiert wurde und es eventuell auch so funktioniert hat, sollte die Zielgruppe mit der Zeit deutlich spezifiziert werden. Aus "Frauen ab 30" könnte dann "Frau zwischen 25 und 35, Familienmütter, mit einem durchschnittlichen Einkommen" entstehen. Die Gruppe ist dadurch ziemlich eingegrenzt, aber dem Unternehmer ist es möglich, die Waren, Kleider und Produkte den Kunden perfekt anzupassen.
Es besteht der Irrglaube, dass ein erfolgreiches Bekleidungsgeschäft eine große Bandbreite an Kunden haben muss. Dem ist aber nicht so. Die erfolgreichsten Boutiquen haben nur einen kleineren Kreis an Stammkunden und die sind hauptsächlich für den Erfolg der Boutique verantwortlich. Deswegen ist es lukrativer, sich einen kleinen Kreis mit den wichtigsten Stammkunden anzuschaffen, als eine möglichst große Kundenkartei zu haben. Um Kunden also langfristig zu behalten, sollte man genau auf deren Bedürfnisse eingehen und diese mit der im Laden vorhandenen Kleidung stillen.
Welche Rechtsform ist die Passende?
Ein weiteres Kapitel, welches auch im Businessplan thematisiert wird, ist die Rechtsform. Die Rechtsform muss ist eines der Themen, die bereits vor der Eröffnung getroffen werden muss. Es gibt vier Rechtsformen, die sich sehr gut für eine Boutique eignen.
Rechtsform
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GmbH: Die GmbH ist die bekannteste Rechtsform. Das Stammkapital liegt bei 25'000. Vor der Gründung muss aber bereits die Hälfte davon (12'000 Euro) als Startkapital genutzt werden. Eine GmbH ist mit die bekannteste Rechtsform und gehört zu den Kapitalgesellschaften.
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UG: Die UG ist wie die GmbH eine Kapitalgesellschaft. Das Startkapital liegt hier bei mindesten 1 Euro. Die Anzahl der Gründer ist unlimitiert. Diese Rechtsform existiert so aber nur in Deutschland. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass hier teilweise mit dem Privatvermögen gehaftet wird.
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GbR: Die GbR ist eine Rechtsform, die eine schnelle und unkomplizierte Gründung ermöglicht. Hierfür wird kein Startkapital oder eine Mindesteinlage benötigt. Es müssen aber mindestens zwei Gründer sein bei dieser Rechtsform.
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Einzelunternehmen: Das Einzelunternehmen bietet die Möglichkeit, ein Unternehmen alleine zu gründen, ohne auf eine Kapitalgesellschaft zurückzugreifen. Dafür sind keine besonderen Anforderungen notwendig, kein Start- oder Mindestkapital wird benötigt und nur ein Unternehmer.
Welche dieser vier Rechtsformen schlussendlich die richtige ist, sollte mithilfe eines Steuerberaters gewählt werden.
Gründungsformalitäten
Es wurde bereits ersichtlich, dass keine speziellen Gründungsvoraussetzungen erfüllt werden müssen. Theoretisch kann jeder in den Beruf einsteigen, auch als Quereinsteiger. Es wird kein Studium benötigt. Das Einzige, was man wirklich einhalten sollte, sind die Gründungsformalitäten.
Die wichtigste Anmeldung ist die Gewerbeanmeldung. Diese muss bei jedem Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt vorgenommen werden. Nach einer erfolgreichen Anmeldung wird sich das Finanzamt beim Modehändler melden und die steuerliche Erfassung anfangen. Ebenso wie das Finanzamt wird auch die Industrie und Handelskammer von der Gewerbeanmeldung informiert. Eine Mitgliedschaft in der zuständigen Industrie und Handelskammer ist für ein Gewerbe Pflicht. Nebst den verpflichtenden Formalitäten gibt es auch freiwillige Verbände, wie zum Beispiel der Handelsverband Textil. Diese Verbände übernehmen die Interessensvertretung der Textilindustrie gegenüber verschiedener Instanzen (Politik oder Öffentlichkeit).
Onlineshop: Sinnvoll oder nicht?
Die Modebranche wird zunehmend vom E-Commerce bedroht. Die Plattformen, wo Kleidung online gekauft werden kann und binnen kürzester Zeit direkt vor die Haustür geliefert werden, wachsen immer weiter. Daher erweitern auch kleinere Bekleidungsgeschäfte ihre Unternehmensstrategie und fügen einen Online-Shop hinzu. Doch bevor sie dies tun, sollten die den Aufwand mit dem Ergebnis abwägen. Ist das sinnvoll oder eher nicht?
Um mit den großen Modekonzernen mithalten zu können, bleibt den kleinen Geschäften kaum eine andere Wahl. Jedoch ist ein Online-Shop mit dem richtigen Anbieter nicht so viel Aufwand wie erwartet. Und die Kosten sind meist auch nicht so hoch wie erwartet. Grundsätzlich hat ein Online-Shop sowohl für die Kunden als auch für den Besitzer Vorteile. Die angebotenen Kleider können bereits im Voraus online angeschaut werden. Wenn es gefällt, kann der Kunde die Produkte entweder gleich im Laden abholen oder per Post in wenigen Tagen im Briefkasten erhalten. Selbstverständlich ist es für einen Boutiquebesitzer mehr Aufwand jedoch kann nebst den regulären Öffnungszeiten verkauft werden, neue Kunden werden auf die Boutique aufmerksam und ein Online-Shop ist im Falle von Krisen wie Corona die ideale Lösung, um weiterhin verkaufen zu können.
Die Vor- und Nachteile müssen abgewägt werden und Kosten kalkuliert, erst dann kann eine definitive Entscheidung getroffen werden. Ein guter Online-Shop Anbieter kann den Prozess zusätzlich erleichtern.